Schon als Kind war ich eine verwegene Verkosterin, die kaum Speisen gescheut und zumindest alles einmal probiert hat. Das ist bis heute so geblieben und ich muss arg grübeln, bis mir Sachen einfallen die ich überhaupt gar nicht mag oder nur unter Protest probieren würde.
Es fasziniert mich sehr, dass man den Geschmack von Speisen durch die Begleitung von bestimmten Getränken verstärken oder auch (positiv) verändern und komplexer machen kann.
Gutes Bier versteht sich ganz hervorragend mit gutem Essen. Auch mit Schokolade. Die Schokolade haben die Schweizer übrigens überraschenderweise nicht erfunden (deren Ursprung liegt in Mittelamerika). Die Leistung, sie besonders zartschmelzend und köstlich gemacht zu haben, wird ihnen hingegen niemand aberkennen können.
Mit der Erfindung der sogenannten Conciermaschine – einer überdimensionalen Schüssel mit speziellen Walzen – welche die Kakaomasse mit den anderen Zutaten über Stunden geschmeidig rührt, brach ein neues Schokoladenzeitalter an.
Läderach Berlin – Schweizer Schokoladenparadies an der Tauenzienstraße
Als mich neulich die Einladung zu einer Abendveranstaltung in der vis-à-vis des Kaufhaus des Westens liegenden Berliner „Schoggi“-Boutique des Schweizer Chocolatiers Läderach erreichte, konnte ich als große Freundin der Confiserie-Kunst natürlich nicht nein sagen.
Das Familienunternehmen Läderach hat sich vor über 50 Jahren ganz der Schokolade verschrieben. Heute kommt vom Einkauf der Kakaobohne bis zum Verkauf der fertigen Pralinen und feinen Schokoladen alles aus einer Hand.
Auf besagter Abendveranstaltung Mitte November mit gleichgesinnten Schokoladenfreundinnen und Schokoladenfreunden herrschte nach der ersten Verkostungsrunde schnell die einhellige Meinung, dass Schokolade viel „leckererer“ eigentlich nicht sein kann. Und so schmolzen unsere Schoko-Herzen mit jeder Praline noch ein bisschen mehr dahin.
Mag sein, dass der zu den Pralinen gereichte Champagner seinen Anteil am wattigen Wohlgefühl geleistet hat. Pralinen und Champagner, dass passt schon mal! Heute wollen wir uns aber der verführerischen Liaison zwischen Schokolade und Bier widmen.
Schokolade und Bier verkosten – alle Sinne beisammen haben
Verkostungen sind eine hööööchst sensorische Angelegenheit, bei der alle Sinne gefordert werden. Schokolade und Bier haben jeweils ein großes Spektrum an vielschichtigen Aromen, die endlose Möglichkeiten für spannende Geschmackskombinationen eröffnen. Um diese zu erkunden, braucht es neben guten Produkten eigentlich nur ein bisschen Zeit und Spaß am bewussten Probieren.
Bei einer Verkostung werden Optik, Geruch, Geschmack und der Gesamteindruck bewertet. Wie sieht das Bier im Glas aus? Ist es trüb oder filtriert und lichtdurchlässig? Ist der Bierschaum feinporig? Duftet die durchgebrochene Praline in der Mitte anders als auf der glatten Außenseite? Was passiert, wenn sich Schokolade und Bier am Gaumen treffen? Harmonieren die Aromen oder sind es gerade die Unterschiede die dieses eine Pairing besonders aufregend machen? Und welcher Eindruck bleibt zurück?
Das Riechen spielt bei einer Verkostung die größte Rolle, da der hochsensible menschliche Geruchssinn millionenfach ausgeprägter ist als der Geschmackssinn. Also immer schön schnuppern! Vollkommen wird das Erlebnis aber erst durch das Zusammenspiel von Geruch und Geschmack.
Von der Hand in den Mund
Ich mag es, wenn auf Zunge und Gaumen etwas passiert und verschiedene Aromen aufeinander treffen. Kräftige Biere, gerne mit einem etwas höheren Alkoholgehalt, eignen sich besonders gut für ein Pairing mit Schokolade (Porter, Stout, Bockbier und Double IPA…). Spannend finde ich aber auch Sauer- oder Fruchtbiere. Diese haben meistens nicht ganz so viele Prozente, können mit ihren fruchtig-sauren Aromen aber sehr schöne Kontraste zum Schokoladengeschmack schaffen. Eine 70%ige dunkle Schokolade aber auch die Läderach Weiße mit Pistazien, gebrannten Mandeln und getrockneten Früchten passt zu Beispiel super gut zu einem belgischen Kirsch-Lambic oder einem Sauerbier mit wilden Hefen.
Für die Verkostung Zuhause haben wir aus fünf möglichen Bieren zwei ausgewählt. Da wir nur zu zweit waren, hätten noch mehr Biere etwas den Rahmen – oder eben den Rest des Tages – gesprengt.
Zur Schokolade von Läderach verkostet haben wir das Schönramer Imperial Stout der Brauerei Schönram aus Oberbayern und The Calling IPA, ein sogenanntes Double India Pale Ale der amerikanisch-belgischen Brauerei Boulevard Brewing.
Bier sollte mindestens eine halbe Stunde vor der Verkostung aus dem Kühlschrank genommen werden und auch die Schokolade sollte nicht zu kalt sein. Zum Neutralisieren zwischen den Schokoladen und Bieren ausreichend Wasser oder auch einen milden Tee bereitstellen.
Am besten beginnt man mit den hellen Bieren und steigert sich zu den dunklen. Ich empfehle mit einem kleinen Schluck Bier zu beginnen (und diesen auch zu Schlucken). Dann folgt die Schokolade, die langsam im Mundraum schmelzen soll und danach ein großer Schluck vom Bier.
Ein kräftiges Stout wie das von Schönramer ist so etwas wie der naheliegendste bierige Pairing-Partner zu Schokolade. Während unserer Verkostung gab es fast keine Kombination, die überhaupt gar nicht schmeckte. Nicht wirklich überzeugt hat uns das Stout zu der mondförmigen Praline mit Aromen von Kaffee und sehr dunkler Schokolade. Da das Bier sehr ähnliche Aromen mitbringt, war uns diese Steigerung des Geschmacks einfach ein bisschen zu viel.
Unsere Entdeckung des Tages war das Double IPA zu den Schokoladen von Läderach. Mit 8,5 % bringt das Bier ordentlich Umdrehungen mit, aber auch einen komplexen Geschmack: Es dominieren Aromen von tropischen Früchten, Citrus, Kräutern und Pinie mit etwas Toffee. Mit dem Hopfen sorgt die belgische Hefe für einen bittersüßen Abschluss.
Zu diesem Bier haben uns die hellen Schokoladen besonders gut geschmeckt. Super köstlich war zum Beispiel die Kombi Florentiner Dunkel und „The Calling“ Double IPA aber auch mit einer dunklen Praline hatte das Bier seinen Reiz.
In der Weihnachtszeit ist Bier und Schokolade meine perfekte Alternative zu Glühwein und Punsch. Süßkram steht im Dezember ja gewiss reichlich auf jedermanns Liste. Esst und trinkt was ordentliches und erfreut euch an den verborgenen Geschmackswelten, die nur darauf warten, erkundet zu werden.