Greg Koch hat Großes vor. Doch an diesem Abend mit Freunden gab er sich kalifornisch gelassen. Fast zwei Jahre ist es nun her, dass Koch, CEO der kalifornischen Stone Brewing Company, ankündigte, eine Dependance auf europäischem Boden zu eröffnen: Stone Brewing Berlin. Auf dem Gelände des stillgelegten Gaswerks in Berlin-Mariendorf entsteht derzeit die erste amerikanische Craft Bier Brauerei auf dieser Seite des Atlantiks mit angeschlossener Gastronomie-Erlebniswelt, den Stone World Bistro & Gardens, nach dem Vorbild der bestehenden Bistros in Escondido und San Diego.
Vor 20 Jahren von Greg Koch und seinem Partner Steve Wagner als bessere Mikrobrauerei gegründet, gehört Stone Brewing mittlerweile zu den größten Craft-Brauereien der USA und den bedeutendsten weltweit. Die Brauerei ist vor allem für ihre geschmacksintensiven, kräftigen und hopfenbetonten Biere bekannt. Jeden, der an zahmes Fernseh-Pils gewöhnt ist, werden die Stone-Biere erst einmal verunsichern, auf den zweiten Schluck eröffnen sie aber neue Geschmackswelten. Man muss sich nur darauf einlassen…
Bier, das „nach was schmeckt“, braucht ebenbürtige kulinarische Partner. Daher waren wir besonders darauf gespannt, Mitte März im Neuköllner Kauz & Kiebitz, zusammen mit Greg, seinem Team und vielen Stone-Freunden schon einmal einen Vorgeschmack auf das zukünftige Menü des Stone World Bistros in Berlin zu bekommen und natürlich die Biere dazu zu trinken.
Ein Stone-Abend beginnt mit einem Arrogant Bastard Ale! Stone braut das arrogante Ale bereits seit 1997 als Kampfansage an die vorherrschende Diktatur des schlechten Biergeschmacks und prophezeiht: „Es wird dir wahrscheinlich nicht schmecken.“ Tut es doch! Mit seiner dunklen Farbe und den Aromen von Toffee-Pinie-Rosine-Grapefruit und Raddichio, ist es dennoch kein einfacher Einstieg aber gewiss ein unvergesslicher. Zum Bier gab es eine Frühlingsrolle gefüllt mit BBQ Pulled Pork, das zuvor viele Stunden im Stone-Bier baden durfte. Mein zweitliebster Gang des Abends.
Zum zweiten Gang, dem Shrimp Taco mit Kohl, weißer Salsa und Avocado-Salat reichte das Team das vergleichsweise freundliche Stone IPA. Zitronig, hopfig, fein-herb: Davon haben gleich noch ein Glas getrunken. Schön war es, die Gelegenheit zu haben, vor Ort mit den Köchen über ihre Kreationen sprechen zu können. Für den Shrimp Taco haben wir uns etwas mehr Pepp gewünscht und für solche wie uns, wird man in den Stone World Bistro & Gardens natürlich eine hausgemachte Chillisauce bereithalten.
Nun zu meinem liebsten Gang, dem Hauptstadtbarsch mit Stone Ruination IPA Mustard-Vinaigrette, gewelktem Baby-Spinat und Tomaten-Confit. Der Fisch wurde morgens auf dem Gelände der ECF Farm in Schöneberg gefangen. Dort werden Fischaufzucht und Gemüseanbau schlau miteinander kombiniert, was unter anderem viel Wasser- und Energie einspart. Dazu gab es das dritte Bier des Abends, das Ruination Double IPA 2.0. Ein Hopfentrunk, der Superkräfte verleiht!
Vom Stone Coffee Milk Stout zum Nachtisch möchten wir eigentlich nicht zu vielen verraten. Ihr trinkt es am Ende noch aus! Ins dunkle, cremige Stout wurden Kaffeebohnen eingebraut und durch die Zugabe von Milchzucker erhält es seinen komplexen, schokoladig-karamelligen Geschmack. Und der warme Schokoladenkuchen mit geschmorten Äpfeln und einer sahnigen Milch-Reduktion war dazu ganz köstlich! Das gefällt uns alles schon mal sehr gut!
Vor den bösen Geistern des Industriebier-Zeitalters wie schlechte Zutaten, Pasteurisierung und chemische Zusätze schützt Stone von Beginn an ein Gargoyle, der zum Dank als Wappenwesen alle Dosen-Flaschen-Fässer-Gläser und T-Shirts der Brauerei ziert. Einer dieser Gargoyles wurde wohl bereits über den Dächern Mariendorfs gesichtet. Auf dem neuen Stone Gelände stellt man ihm jeden Abend stets ein Bier bereit.