Tschuldigung, das Leben hielt mich fern vom Internet aber nun soll hier es weitergehen: Was folgt, ist kein minutiös durchgeplantes Rezept, eher eine so-in-etwa-Anleitung mit Ermunterung zur Improvisation und Wein getrunken wird auch…
Da Berlin ja bekanntlich nicht am Meer liegt, landen Muscheln bei uns auch eher selten auf dem Teller. Die aktuelle Herbst-Miesmuschelschwemme hat es dennoch geschafft, uns ein Säckchen in die Küche zu spülen. Verarbeitet haben wir sie in einer Cataplana.
Cataplana, so heißt eigentlich ein Ufo-förmiger Kupfertopf, in dem man in Portugal traditionell Speisen auf dem offenen Feuer gart. Mit seitlich angebrachten Klammern lässt sich die Cataplana dicht verschließen und wird nach der Hälfte der Garzeit einfach umgedreht, damit alles gleichmäßig garen kann. An der Algarve bereitet man in der Cataplana einen Eintopf mit Muscheln, Fisch und Schweinefleisch zu, der so heißt, wie das Gefäß in dem er gekocht wird. Ohne Cataplana-Topf haben wir das Cataplana-Eintopfgericht neulich zubereitet. Man kann nämlich auch einfach einen Wok oder einen breiten Topf nehmen, das Umdrehen fällt dann logischerweise aus.
Eintöpfe sind für uns Wohlfühlgerichte. Mit einer Cataplana verbinden wir die Erinnerung an einen schönen Urlaub in Olhão, einer kleinen Stadt mit großem Fischereihafen und Lagunenblick an der portugiesischen Algarve. Olhão ist so etwas wie die kulinarische Hauptstadt der Region. Fisch und Meeresfrüchte werden hier vom Boot direkt in die Restaurants oder auf den Markt geliefert. Der go-to-Ort in Olhão sind die zwei äußerlich identischen nebeneinander liegenden alten Markthallen, die übrigens von Gustav Eiffel entworfen wurden. In der ersten Markthalle wird Obst und Gemüse, Käse, Fleisch und weitere Produkte aus der Region verkauft, in der zweiten dreht sich alles um Fisch und Meeresfrüchte. Um die Ecke der Hallen, ein Stück die Rua Teófilo Braga hoch, befindet sich rechts ein Lokal mit einer köstlichen Cataplana im Angebot….
Meeresfrüchte-Cataplana
(für 4 Personen)
1 Kg Miesmuscheln
200 g Garnelen (hier TK-Produkt, geschält)
300 g Schweinefilet
(oder-und-auch: kleine Tintenfische, feste Fischfilets, weitere Muscheln…)
1 Paprikaschote, in Stücken (hier je 1/2 rot und 1/2 gelb)
1 Zwiebel, geschält und gehackt
1/4 TL Fenchelsamen und Anis
3 Knoblauchzehen, geschält und gehackt
1 getrocknete Chilischote
1 Lorbeerblatt
400 g Tomaten aus der Dose (hier Pomodorini Kirschtomaten)
125 ml Weißwein
80 ml Portwein
Saft von 1 Zitrone
frisches Koriandergrün und Petersilie, gehackt
4 EL Olivenöl
Wie im Einstieg angedeutet, darf hier improvisiert, gestrichen und dazu genommen werden. DIE EINE Cataplana gibt es nicht, erlaubt ist, was schmeckt. Zu Beginn haben wir die Muscheln ordentlich abgebraust, das Schweinefilet in Scheiben geschnitten und die Garnelen auftauen lassen. Frische Garnelen und Tintenfische müssen vor dem Kochen eventuell noch geputzt werden. Nun geht es los mit der Vorbereitung des Suds. Das Öl erhitzen und Zwiebel, Fenchel, Anissamen darin goldgelb anschwitzen, dann Paprikastücke, Lorbeerblatt und Chilischote untermischen. Nun ist der Knoblauch dran, beginnt er zu duften, dürfen die Tomaten ebenfalls in den Topf. Sud mit etwas Salz und Pfeffer würzen und etwa 8 Minuten einköcheln lassen.
Wer kleine Tintenfische oder Kraken hat, mischt diese nun unter. Schweinefleisch, Weiß-, Portwein und Zitronensaft dazu geben, einige Minuten später folgen die Garnelen und auch die Muscheln. Den Deckel aufsetzen und den Topfinhalt aufkochen lassen. Sollte zu wenig Flüssigkeit im Topf sein, mit 1/2 bis 1 Tasse heißem Wasser aufgießen. Alles gut umrühren und bei reduzierter Temperatur noch etwa 5 Minuten ziehen lassen, bis alle Muscheln geöffnet sind. Koriandergrün und Petersilie unterrühren, Sud abschmecken und bei Bedarf nachwürzen. Gericht im Kochtopf servieren, geschlossene Muscheln aussortieren und wegschmeißen. Wir mögen ein knuspriges Weißbrot und grünen Salat mit Tomaten und Zwiebeln dazu. Unsere Trinkempfehlung ist ein kühler, trockener Weißwein (Empfehlung untenstehend). Ein leckeres Bier schmeckt aber auch ganz wunderbar zur Cataplana.
Quinta de Lourosa Alvarinho 2012
Zur Cataplana haben wir einen Weißwein aus dem portugiesischen Norden getrunken. Die Quinta de Lourosa liegt zwischen Porto und der mittelalterlichen Stadt Guimarães. Im Glas zeigt sich der Alvarinho mit einem schönen, grünlich schimmernden Strohgelb. In der Nase – ein Duft nach reifen Zitrusfrüchten, Zitronentarte und saftigem, hellem Steinobst. Diese Fruchtigkeit wird begleitet von dem Geruch nassen Herbstgrases nach einem Regenschauer. Die Säurestruktur ist im Mund sehr deutlich, ich finde sie aber ausgewogen und erfrischend. Am Gaumen schmecke ich ein wenig Ananas und getrocknete Aprikose. Die Früchte werden durch eine feine mineralische Note ergänzt. Genau mein Ding! Ein lebhafter Wein und ein super Begleiter zu Fisch-, Meeresfrüchten, Huhn- und mediterranen Gemüsegerichten. Die Flasche Quinta de Lourosa Alvarinho 2012 hat 12,50 € gekostet.