Ein paar Jahre meiner Kindheit habe ich in einem Land verbracht, in dem es von allem wenig bis gar nichts gab, außer Fischen und Meeresfrüchten. Schon als Fünfjährige konnte ich blitzschnell Garnelen pulen und war von keiner Fischgräte zu erschüttern. Sehr lange ist das her, aber meine Liebe zum Meer und meine kulinarische Begeisterung für alles was darin schwimmt ist geblieben. Grätenphobiker lassen mich nur milde lächeln. Frischer Fisch ist für mich eine Belohnung und der Besuch eines Fischladens ähnlich gut wie der einer mit Tortenschönheiten prall gefüllten Konditorei. Lange kann ich still vor der Thekenauslage stehen und fasziniert die Meeresware (oder auch Torten;)) bestaunen. Ich finde Fische, Muscheln, Garnelen, Algen und Tintenfische sehr schön. Geheimnisvoll und eben auch ganz schön lecker.
Nach einem anstrengenden Termin gestern Vormittag, musste ich unbedingt am Fischladen in der Nachbarschaft Halt machen. Neben unzähligen Fischsorten lagen Tintenfische und ein Oktopus auf dem Eis. Frischer Tintenfisch oder in diesem Fall frische Kalmare*, sind für mich kleine Kostbarkeiten. Ein Festmahl, dass mich manchmal nostalgisch macht, an vergangene schöne Momente und Mahlzeiten erinnert.
Mit ihren zehn Tentakeln (8 kurze, zwei lange) und großen Augen wirken Kalmare irgendwie außerirdisch. Sie gelten als schlau, vielleicht sogar außergewöhnlich intelligent. Kalmare haben einen langen schlanken Körper, während die verwandten Sepien eher rundlich sind. Meine Kalmare waren mit Kopf je etwa 14cm lang. Kalmare oder Sepien zuzubereiten ist eigentlich ganz einfach: Erst einmal zieht man vorsichtig den Tentakelkopf aus dem tubenförmigen Körper und trennt dann mit einem scharfen Messer den Tentakelteil von den Augen und den herausgerutschten Innereien ab. Die Tentakel werden verarbeitet, für den Kopf mit Augen und die Innereien gibt es keine Verwendung. Die zwischen den Tentakeln sitzenden kleinen Kauwerkzeuge mit den Fingern abdrehen und dann das lange, durchsichtige Schulpblatt aus der Tube ziehen. Die Tube mit Wasser abwaschen und dabei behutsam die sehr dünne, unregelmäßig gefleckte dunklere Haut abziehen. Man erhält eine weiße Tube die gefüllt, mariniert oder gleich gebraten werden kann. Mit dem Messer habe ich die Oberfläche der Tuben eingeschnitten und sie dann mit den Tentakeln und einer kleinen, bemehlten Dorade kurz in der heißen Pfanne gebraten. Wer kleine Kalmare oder Sepien zu lange brät, bekommt die berühmte Gummikonsistenz die keiner mag. Etwa 3 Minuten sind bei der Größe völlig ausreichend, die Tentakel benötigen rundum bei viel Hitze nur 1,5-2 Minuten.
Die kleine Dorade entpuppte sich als Grätenmonster mit zartem Fleisch und gutem Geschmack. Die Kalmare geschmacklich toppen konnte sie aber nicht. Beim Essen sausten schöne Bilder durch meinen Kopf. Bilder vom Sommer, von salziger Haut, Sand zwischen den Zehen und dem Klang kreischender Möwen über einer langen Küstenlinie.
Dazu gab es Venere Reis (duftet beim kochen ganz köstlich nach warmem Brot), ein würziges Zucchini-Tomatengemüse und einen Crème fraîche Dip mit Knoblauch, Petersilie & Chili.
*Update: Ein aufmerksamer Leser wies mich bei Facebook darauf hin, dass ich gestern Kalmare und nicht Sepien gegessen habe. Ich habe den Text entsprechend geändert und hoffe, dass jetzt alles stimmt!