Einmal Huhn mit scharf, bitte!

Würde ich Herrn D. heute sagen, dass wir das Wochenende in London verbringen werden, dann wäre er sicher hocherfreut. London mag er sehr und mit mir zu verreisen meistens auch. In London angekommen, würde er mich erst einmal zu Nando’s auf ein Peri-Peri Huhn ausführen. Schließlich mögen wir es beide scharf und Restaurantbesuche bei denen man mit den Fingern essen darf, müssen manchmal sein. Überhaupt bin ich für mehr mit den Fingern essen und Teller ablecken. Aber das wird sich wohl nicht durchsetzen… 😉

Nando’s, das ist eine Restaurantkette aus Südafrika berühmt für ihre scharfen Hühnergerichte und mit Wurzeln in der portugiesischen Kolonialgeschichte. Vereinfacht erzählt: Als die Portugiesen sich aufmachten, als Seefahrer neue Welten zu entdecken, kamen sie Ende des 14. Jahrhunderts auch nach Mozambique. In einheimischen Kochtöpfen entdeckten sie die ihnen unbekannten Pili-Pili, kleine Birdeye-Chili. Pili-Pili ist Swahili und bedeutet Pfeffer Pfeffer. Die Portugiesen tauften die scharfen Schoten Peri-Peri. Und weil Schärfe glücklich macht und anregend wirkt, nahmen sie die Peri-Peri schnell auch in ihre Küche auf.

Als viele, viele Jahre später der Goldrausch in Südafrika begann, sind zahlreiche Portugiesen mit Peri-Peri im Gepäck von Mozambique aus dem Ruf des Goldes gefolgt. Zwei gute Freunde dachten dabei weniger an das Gold, als an das leibliche Wohl der Goldgräber und gründeten 1987 in einer südafrikanischen Minenstadt ihr Restaurant Nando’s. Nando’s gibt es mittlerweile auch außerhalb Afrikas und noch heute dreht sich alles um’s Huhn und scharfe Chilischoten, welche zu Marinaden, Dips und Soßen verarbeitet werden.

Hübsch illustriert, kann man die Geschichte hier noch einmal anschauen. Überhaupt finde ich die Hauptwebseite und die UK-Webseite des Unternehmens sehr gelungen. Kontrovers sind allerdings die Nando’s TV-Werbespots. Beim Spot “Last Dictators” konnte ich mir ein Schmunzeln allerdings nicht verkneifen. Aber schaut selbst…

Gedanklich nun flott zurück nach London. Wer sich mit Nando’s in England beschäftigt, kommt man an Nando’s und Grime nicht vorbei. Wahrscheinlich haben auch wir das erste Mal bewusst von Nando’s in einem Grime-Track gehört. Warum die Restaurantkette auf der Insel so erfolgreich ist, erklärt der Guardian Artikel How Nando’s conquered Britain sehr aufschlussreich. Und es scheint mehr dahinter zu stecken, als der kostenfreie Limo-Refill. Zum Schluss noch ein wenig Musik, dann reicht es aber auch mit der Hühnerhaus-Werbung: Example & Ed Sheeren – The Nando’s Skank.

Da aus London und uns gerade nichts wird, habe ich mich am Wochenende an eine Peri-Peri-Pili-Pili Chicken Eigenkreation gewagt. Booom! Und wer bis hier hin tapfer durchgehalten hat, bekommt jetzt auch das Rezept!
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Peri-Peri Chicken
(wie es Nando’s sicher auch geschmeckt hätte)

Die Marinade für ein Huhn
Wichtigste Zutat vorneweg *Trommelwirbel* > frische Chili!
Bei mir sind 3 scharfe Thaichilli, 3 grüne Chili (Sorte?), 2 getrocknete China-Chili und 1 große mittelscharfe Peperoni in die Marinade gewandert. Alle Chili natürlich mit den Kernen. Wer es weniger scharf möchte, reduziert einfach die Gesamtmenge.
Was noch
Saft von 2 Limetten
4 gepresste Knoblauchzehen
2 gehackte Schalotten
1 TL getrockneter Thymian
1 TL braunen Zucker
1 EL Koriandersamen, gemörstert
4 EL Weißweinessig
8 EL Olivenöl
1 TL zerstoßene Pfefferkörner
½ TL Salz

Alle Zutaten für die Marinade gut vermischen und mit dem Stabmixer zu einer sämigen Masse pürieren. Das Huhn gründlich abwaschen und trockentupfen. Anschließend mit einer Geflügelschere/einem Messer entlang der Rückenmitte aufschneiden und aufklappen. Nun das Hühnerfleisch mit der Marinade einreiben. Hierbei ist das Tragen von Einmalhandschuhen zu empfehlen. Ich hatte natürlich keine. Für die Marinierzeit habe ich das Huhn in eine große Plastikschale mit Deckel gelegt und es am nächsten Tag morgens einmal gewendet. Insgesamt hat das Huhn 27 Stunden in der Marinade verbracht und wie ich finde, hat die lange Zeit ihm sehr gut getan.

Das scharf marinierte Huhn im vorgeheizten Backofen erst 30 Minuten bei 200 Grad braten und anschließend die Temperatur für weitere 10-15 Minuten auf 180 Grad reduzieren. Bezüglich der Garzeiten habe ich mich an diesem Rezept orientiert, dass auch ganz schön lecker klingt.

Mit dem Huhn im Ofen stieg bei mir die Sorge, dass wir trotz recht hoher Schärfetoleranz bald feuerspruckend unter dem Tisch landen würden. Dem war dann aber gar nicht so. Scharf war es schon. Sehr sogar. Aber auch unglaublich saftig, zart und lecker. Eine Geschmacksexplosion im Mund, die sich hin und wieder super mit ein wenig Crème Fraiche abmildern ließ. (Hastig Reis in den Mund stopfen hilft auch). Dazu gab es Reis und ein mildes Linsen-Bohnen-Tomatengemüse. Uns hat dieses Abendessen sehr glücklich gemacht. Auch ohne London.

Und nach dem Essen, Hände waschen nicht vergessen!

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Wer jetzt noch mehr über Nando’s weltweit wissen möchte, liest am besten den Wikipedia Eintrag.

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