Auf eine Flasche Rotwein mit Sommelier Privé

Ich muss ungefähr 14 oder 15 gewesen sein, als während eines Familiensommerurlaubs in Süditalien das erste Standbein meiner Vinophilität gefestigt wurde. Wir waren unterwegs in Apulien, einer der leckersten Region an der Stiefelspitze Italiens. An einem der ersten Abende saßen wir entspannt nach einem Tag am Strand auf der Terasse eines Restaurant. Mit der Weinbestellung an den Tisch gekommen, schenkte der Kellern mir beherzt einen großen Schluck Rotwein in das vorgedeckte Weinglas ein, während Mama und Papa beschwichtigend die Hände hoben. Kein Wein für’s Kind! Der freundliche Kellner lachte und entgegnete, das man in Italien schon den Schnuller der Kleinsten in den Rotwein tunken würde, damit diese besser schlafen könnten. Eine gute Einstellung, ich war begeistert. Und zur Feier des Urlaubsabends durfte ich – ganz ausnahmsweise – dieses eine Glas Rotwein trinken. Unvergesslich!

Seitdem ist viel Zeit vergangen und Wein geflossen. Als bekennende Gerne-Esserin und regelmäßige Weinkonsumentin habe ich mittlerweile ein Gefühl dafür, was mir schmeckt, kann ein paar Reben und Regionen benennen und wähle den Wein nicht mehr nur nach Preis und Etikett aus. Ich mag fruchtbetonte, trockene Weine mit milder Säure und intensiven Aromen. Bei Roten bevorzuge ich Beeren- und Granatapfelnoten, bei Weißweinen freue ich mich über einen mineralischen Ausklang und eine gewisse Kernigkeit. Meine Lieblingsweine für den Alltag habe ich gefunden, probiere aber immer wieder gerne etwas Neues aus. Und wenn es einmal was besonderes sein soll, dann freue ich mich natürlich über fachkundige Beratung.

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Gespannt war ich also, als ich auf der Launch-Party der schnieken Rezept-App Kptn Cook Frau S. und Frau J. vom Online-Weinhändler Sommelier Privé kennenlernte, die an dem Abend dort Weine ausschenkten. Ein gemeinsames Thema war gleich gefunden und der Abend noch sehr vergnüglich. Als der Postmann mir ein paar Tage später ein Paket von Sommelier Privé mit einer Flasche Rotwein überreichte, war klar: Dieser geschenkte Wein muss besonders genossen werden. Ich habe überlegt, gelesen, geplant und dem Wein dann eine leckere Begleitung gekocht. Aber dazu später mehr.

Sommelier Privé ist ein von führenden Sommeliers kuratierter Wein-Onlineshop aus Berlin, durch den man die Vorzüge eines gut sortierten Weinladens bequem vom Sofa aus genießen kann und das Schleppen von schweren Kisten entfällt auch noch. Ins Sortiment schaffen es nur Weine, die von Sommelier-Kennergaumen geprüft und für gut befunden wurden.  Das Angebot ist klein und fein und aufgrund der hochwertigen Präsentation sehr schön anzuschauen. Wirklich innovativ ist der überraschend passgenaue Online-Geschmackstest, bei dem mit Hilfe eines Matching-Algorithmus für jeden Nutzer ein persönliches Geschmacksprofil erstellt wird. So kann die Weinauswahl online auf die individuellen Vorlieben und Präferenzen des Kunden abgestimmt werden. Im Shop erscheinen die Weine mit der höchsten Übereinstimmung dann sortiert am Anfang der Auflistung. Eine gute Sache! Aktuell ist das Sommelier Expertenteam noch rein männlich. Schön fände ich eine Frau in der Runde, denn auch die Weinwelt wird weiblicher und das kann man ruhig zeigen. Vielleicht findet sich ja bald eine passende Dame 🙂

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Im Paket von Sommelier Privé steckte ein feuriger Spanier aus dem Ribera del Duero, einem Anbaugebiet in der Region Kastilien. Schon das Auspacken hat Spaß gemacht. Geliefert wurde der Wein im Premiumkarton, eingeschlagen in einen Bogen schwarzes Seidenpapier, das von einem roten Siegel zusammengehalten wurde. Mit ein paar Abzügen in der B-Note – dem Abgang -, hat uns der Finca El Enchial Roble vom Weingut Bodegas Franco Espanolas gut geschmeckt und wir waren mit der Wahl des zur Begleitung gekochten Gerichts sehr zufrieden.

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Rindfleisch Tagine mit Pflaumen*
Für 4 Personen

1 Kg bester Rindergulasch, in 2 cm große Würfel geschnitten
20 g Butter
2 EL Olivenöl
1 TL Ingwer, zerdrückt
2 TL Zimt, gemahlen
2 Zwiebeln, fein gehackt
2 Knoblauchzehen, zerdrückt
5 TL frischen Koriander, grob zerpflückt
1 getrocknete Chili, grob zermörsert
40 Safranfäden, in 2 EL Wasser angerührt
40 ml Cognac
350 g getrocknete Pflaumen, entsteint und vor dem Kochen in Wasser gelegt
2 EL dunklen Honig
Meersalz und gemahlenen Pfeffer
150 g blanchierte ganze Mandeln und 2 EL Sesamsamen, leicht geröstet

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Zubereitung
Mandeln und Sesam nacheinander ohne Fett vorsichtig in einer beschichteten Pfanne anrösten und dann zur Seite stellen. Butter und Öl in einem Bräter erhitzen und Ingwer, 1 TL gemahlenen schwarzen Pfeffer, Zwiebel, Knoblauch, Chili, Zimt und Koriander hinzufügen und für 30 Sekunden anschwitzen. Die Fleischwürfel dazu geben und für etwa 2 Minuten mit der Gewürzmischung verrühren. Das Fleisch mit Wasser bedecken und die Safranmischung einrühren. Nun die Hälfte der Pflaumen zum Fleisch geben und alles etwa 1,5 Stunden köcheln lassen, bis das Fleisch anfängt saftig und weich zu werden. Die restlichen Pflaumen, den Cognac und Honig hinzufügen, leicht salzen, pfeffern und für weitere 30 Minuten auf dem Herd lassen. Mit Sesamsamen, Mandeln und Korianderblättchen servieren. Wir haben eine cremige Polenta dazu gegessen. Die Rindfleisch Tagine schmeckt aber auch zu Couscous, Bandnudeln oder Fladenbrot ganz wunderbar!

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Weinfazit

Aufgrund der Beschreibung im Weinprofil und der sehr komplexen, fruchtigen Nase hatte ich etwas mehr Intensität im Geschmack erwartet. Gewöhnungsbedürftig war für meinen Gaumen der leicht metallische Abgang. Herr D. nannte es ein leichtes Eisenaroma. Dennoch fand ich das Zusammenspiel der fruchtig-süßen Aromen von Wein und Pflaumen sehr schön, auch haben sich die frische Zitrusnote des Weins und die erdige Nussigkeit der gerösteten Mandeln sehr gut ergänzt. Lecker!

Uns hat die Verkostung viel Spaß gemacht und wir haben den Wein und das Essen sehr genossen. Bald schon werde ich mal den “großen Bruder” des heute vorgestellten Rotweins probieren: Mit einer Geschmacksübereinstimmung von 97% sollten wir uns eigentlich blendend verstehen! 🙂

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*Ursprünglich stammt das Rezept aus dem britisch-spanisch-marokkanischen Kochbuch Casa Moro von Sam & Sam Clark, Ebury Press London (englische Ausgabe). Wir haben das Gericht um Knoblauch, Chili und Cognac ergänzt und die Mengenangaben ein klein wenig angepasst.

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