Ein Bastardo in Kladow

Mit Bastardo nach Kladow. Wenn man das richtig ausspricht, dann reimt sich das sogar. Bepackt mit geschmierten Brötchen (Feigensenf, Bergkäse, Chorizo), haben wir das schöne Wetter am Himmelfahrtstag für einen Ausflug mit Wein nach Kladow genutzt. Entdeckt habe ich den Bastardo erstmals im März bei Facebook, auf einem Foto eines Fotos einer aufgeschlagenen Vinum-Ausgabe. Was für ein Design! Was für eine Geschichte! Und dann noch aus Portugal. Diesen Wein musste ich probieren!

Vor langer, langer Zeit, da war Bastardo mal eine der wichtigsten Rebsorten Portugals. Die kleinen Trauben werden zu einem Wein mit auffallend hellroter, durchscheinender Farbe. In der französischen Jura-Region kennt man die Rebsorte unter dem Namen Trousseau, in Portugal findet man sie hauptsächlich im Douro-Tal. Als im 19. Jahrhundert tiefrote, beerige Weine – auch in Portugal – modern wurden, geriet die Bastardo-Traube immer mehr in Vergessenheit. Schade, denn die Weine haben ein sehr feines, charakteristisches Geschmacksprofil. Um das erleben zu können war in Kladow am Wannsee erst einmal ein bisschen Arbeit angesagt. Ein Korkenzieher müsste her (irgendwas ist ja immer), wobei ein nettes Paar beim Apfelpicknick auf einer Wiese im Gutspark Neukladow aushelfen konnte. Der Bastardo duftet floral, nach frischen Rosenblättern, etwas grünem Pfeffer, Lakritz und dunkler Kirsche. Am Gaumen ist der Wein weich mit sanften Rauchnoten, reifen Erdbeeren, Johannisbeeren und Kräutern. Die Tannine sind gut eingebunden und kitzeln nach dem zweiten Schluck energisch-mineralisch auf der Zunge. Sie bilden einen spannenden Gegensatz zum ansonsten sehr fein fruchtigen und eleganten Geschmack des Bastardo.

Verantwortlich für den Wein ist Rita Ferreira Marques. Die junge Winzerin hat vor ein paar Jahren den Familienbetrieb im Douro umgekrempelt, der bislang die meisten Trauben in die Portweinproduktion verkaufte. Nun steckt Rita die besten Trauben in ihre eigenen Weine, für die sie weltweit schon einige Aufmerksamkeit bekommen hat. Die Reben werden nach herkömmlichen Methoden und sehr naturnah kultiviert. Herbizide werden nicht eingesetzt, sämtliche Arbeit am Weinberg erfolgt manuell und gestampft werden die Trauben mit den Füßen in traditionellen Granitbecken. Mit dem Conceito Bastardo Tinto entsteht dabei ein irgendwie sehr „erwachsener“ Wein, der uns gerne wieder zum nächsten Picknick im Grünen begleiten darf. Ursula Heinzelmann empfiehlt ihn in der Vinum zum Hummer. Sollte uns bald ein Hummer unterkommen, probieren wir das auch einmal.

In Berlin bekommt man den Conceito Bastardo Tinto (Alkohol: 13,5% Vol.) bei maître philippe & filles in der Emser Straße in Wilmersdorf.

 

1 Kommentare

  1. Pingback: F(r)isch aus der Dose – smámunir

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert