Auf den Spuren des Risotto

Jetzt, wo die Tage immer kürzer werden und der Winter merklich jeden Tag einen Schritt näher schleicht, denke ich oft zurück an den Italien-Kurztrip im September. In das sonnige Land südlich der Alpen bin ich auf Einladung der Firma Riso Gallo gereist. Riso Gallo, das sind die italienischen Risottoexperten. Und wer sollte mehr über Risotto wissen, als die Italiener? Neben wunderbaren Eindrücken habe ich auch ein paar Tipps mit nach Hause gebracht aber dazu komme ich bei Gelegenheit noch einmal.

Begonnen hat die Geschichte von Riso Gallo 1856 in Genua. Damit ist Riso Gallo eine der ältesten Reismühlen Italiens, heute ansässig im schönen Robbio in der Po-Ebene und nicht ohne Grund Italiens beliebteste Risottomarke. Gallo bedeutet übrigens Hahn und dieser Reishahn schaut einem keck von jeder Reispackung entgegen. Weltweit gibt es über 3000 Reissorten. Die besten Risottosorten und einige Reisspezialitäten hat Riso Gallo im Sortiment.

Für mich begann die Reise sehr früh morgens in Berlin. Nach anderthalb Stunden Flugzeit (mit einem glasklaren Alpenpanorama von oben), war der Starttreffpunkt der Risottoreise am Mailänder Flughafen, hinter den Schiebetüren im öffentlichen Bereich in der Nähe der italienischen Caffè-Bar. Dort angekommen stand ich einigen Männern die Schilder in die Luft reckten gegenüber, die auf ihre Schützlinge warteten. Der richtige Mann mit dem „Riso Gallo“ Schild war schnell ausgemacht und nach einem freundlichen Buongiorno stießen die anderen Gäste aus Düsseldorf und Wien auch dazu. Im Minibusging es zur Reisbörse nach Mortara in der Region Lombardei. Die Lombardei erstreckt sich von den Alpen bis zu den Ufern des Po. Reis ist das wichtigste Produkt der Gegend und wird dort schon seit Jahrhunderten angebaut. Ihren Ruhm müssen die kostbaren Reiskörner in Mortara allerdings mit Gänsen teilen. Für seine Gänseprodukte ist die Stadt nämlich auch berühmt und der große Vogel mit dem langen Hals dort allgegenwärtig. Ein paar Fotos von unserem Halt in Mortara mit Marktbesuch habe ich hier schon einmal gepostet.

Zu einer Reisbörse kommen Bauern und Händler um den Rohreisertrag ihrer Ernte ermitteln und einpreisen. Je 100 Gramm einer Ernte werden dort in einer kleinen Mühle poliert und anschließend per Hand, mit Sieb und Pinzette bearbeitet. Die Guten Körner bleiben, die schwarzen und die unförmigen Körner werden aussortiert. Als wir dort waren, schaffte eine Rohreissorte einen Ertrag von 68 Gramm, was für eine sehr gute Qualität sprach. Sind sich Bauer/Händler und die Reismühle einig, wird ein Liefertermin abgestimmt. Bevor der Reis an der Mühle abgeladen wird, muss noch einmal der Ertrag kontrolliert werden. Stimmt das Ergebnis nicht ungefähr mit dem auf der Börse ermittelten Ertrag und Preis überein, hat der Bauer die Wahl, den Reis wieder zurück zu nehmen oder für einen günstigeren Preis an die Mühle zu verkaufen.

Wie aufwändig der Weg vom Rohreiskorn bis zur weiß-polierten rundlichen Reisschönheit ist, dass haben wir nach dem Mittagessen bei einer Führung durch die Mühle erfahren. Wir, das waren rund 10 Personen: Neben mir eine weitere LECKER Leserin und jeweils zwei Rezeptwettbewerb-Gewinnerinnen aus Österreich und der Schweiz nebst den Zeitschriftenredakteuren und Reiseorganisatoren. Riso Gallo ist ein Familienunternehmen und um das zu verdeutlichen, führte uns der Sohn des Unternehmenspräsidenten selbst über die Anlage. Eine nette Geste.

Nach der Führung war es dann endlich soweit: Wir haben gekocht! Man erzählt sich, dass wir die ersten auswärtigen Gäste waren, die jemals in der Küche von Riso Gallo Koch Daniele kochen durften. Daniele hatte für uns einen Warentisch vorbereitet, von dem jeder Gewinnergast seine Lieblingszutaten wählen konnte. Entstanden sind sechs sehr unterschiedliche Risotto, wobei das Spinat-Gorgonzola Rezept einer Teilnehmerin aus der Schweiz besonders schillernd hervor stach und den Wettbewerb gewann. Natürlich mussten alle sechs Risotto eingehend betrachtet und probiert werden. Ha, und wann hat man schon einmal die Gelegenheit, in einer so großen Küche zu kochen und muss hinterher nicht einmal aufräumen?!?

Trotz einer beginnenden leichten Risotto-Überdosierung habe ich mich abends noch einmal an ein Risottogericht beim Abendessen in der Osteria Cascina dei Fiori herangetraut. Eine Spezialität dieser Osteria ist nämlich das Froschrisotto mit Kürbis. Ob es mehr Frösche als Menschen in der Gegend gibt, weiß ich nicht. In den Bewässerungsgräben der Reisfelder hüpfen sie jedenfalls zahlreichst auf und ab und im Risotto haben sie äußerst gut geschmeckt. Erwähnen muss ich noch ein weiteres Gericht das mir sehr gefallen hat: Steinpilz- und Pfirsichscheiben mit Sahne und Parmesankäse überbacken. Unglaublich lecker!

Nach dem Frühstück sind haben wir am nächsten Vormittag eine traditionelle Reisfarm besucht. Die Cascina Kyrie liegt malerisch zwischen Reisfeldern. Auf dem Gelände finden häufig Hochzeiten oder andere Veranstaltungen statt. Bei unserem Besuch im September allerdings stand die Reisernte im Vordergrund. Vom Reisbauern haben wir dort vieles über den Reisanbau, verschiedene Sorten und Trends erfahren. Zum Beispiel wird der europäische Reis ausgesät und nach der Ernte langwierig in einem großen Trockungsgebäude (Reisföhn;)) getrocknet und für den Verkauf an eine Mühle präpariert. Wir haben gestaut, wie groß so ein Mähdrescher ist und interessiert zugehört, als es um die Forschung zugunsten eines noch besseren und cremigen Risotto ging.

Und um keine Langeweile aufkommen zu lassen, waren wir anschließend auch noch auf einer Stippvisite in Mailand. Wir haben dem Mailänder Dom zugelächelt, etwas gegessen und das Feinkostgeschäft Peck erkundet. Für mich war die Reise anschließend leider vorbei, es ging zum Flughafen und schweren Herzens zurück nach Berlin. Dort war es selbstverständlich gleich gefühlte 15 Grad kälter, was auch sonst.

Mit ihrer Liebe und Begeisterung für die körnigen Reis-Schönheiten haben mich die Menschen von Riso Gallo auf alle Fälle angesteckt. Und jetzt wo ich weiß, wo der Reis her kommt und wie viele Arbeitsschritte von der Reisaussaat bis zum fertigen Risotto passieren müssen, kann ich jedes Korn noch ein wenig mehr wertschätzen und mich mit/über den freundlichen Hahn auf der Packung freuen.

Risotto haben wir nach meiner Rückkehr schon einige Male wieder gekocht und dabei gleich ein neues Lieblingsrezept in der Risotto-Bibel Guida-Gallo entdeckt. Eine Variation davon werde ich hier bald einmal vorstellen. Meinen Freund hat der Guida-Gallo endlich auch restlos vom Risotto überzeugen können: Hauptsache er kann aus den 101 Rezepten das Rezept aussuchen, dass wir dann kochen 😉

Gerne möchte ich auch noch einmal Petra und Nicoletta von Riso Gallo für die charmante Organisation dieser Reise danken.

Das Asti-Risotto-Rezept wegen dem mir dieses Reiseerlebnis geschenkt wurde und die Geschichte dahinter, kann man hier noch einmal nachlesen.

„Chicchirichì!“ & esst weiterhin so gut!

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